
Die digitale Transformation scheitert, wenn sie als reines IT-Projekt behandelt wird. Der wahre Erfolg liegt in einer unternehmerischen Runderneuerung, die von der Spitze getragen wird.
- Die Transformation beginnt nicht bei der Technologie, sondern bei einer radikalen Neuausrichtung auf den Kunden.
- Eine agile, vernetzte Kultur und eine solide Datenstrategie sind das Fundament – nicht nur ein Add-on.
- Der Mensch, ob Mitarbeiter oder Kunde, ist der entscheidende Faktor, nicht die Software.
Empfehlung: Verlagern Sie den Fokus von der Technologie-Implementierung auf die strategische Entwicklung Ihrer Organisation, Ihrer Kultur und der Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter. Nur so sichern Sie die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens.
Viele Führungskräfte in etablierten deutschen Unternehmen spüren den Druck: Die Digitalisierung ist keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Die übliche Reaktion ist oft, den IT-Leiter mit der Einführung neuer Software, Cloud-Lösungen oder eines CRM-Systems zu beauftragen. Man investiert in Technologie, in der Hoffnung, den Anschluss nicht zu verpassen. Doch nach Monaten oder gar Jahren stellt sich Ernüchterung ein. Die Prozesse sind kaum effizienter, die Mitarbeiter frustriert und der erhoffte Wettbewerbsvorteil bleibt aus. Der Grund dafür ist ein fundamentales Missverständnis.
Dieses Missverständnis besteht darin, Digitalisierung mit digitaler Transformation gleichzusetzen. Während Erstere oft nur bestehende Prozesse digital abbildet, ist Letztere eine tiefgreifende, unternehmerische Runderneuerung. Sie betrifft jeden Aspekt des Unternehmens: die Strategie, die Organisationsstruktur, die Unternehmenskultur und vor allem die Denkweise jedes einzelnen Mitarbeiters. Es geht nicht darum, das Alte ein bisschen besser zu machen, sondern darum, das Geschäft für eine digitale Zukunft völlig neu zu denken.
Doch was, wenn der Schlüssel zum Erfolg nicht in der besten Software, sondern in einem radikal veränderten Führungsverständnis und einer neuen Art der Zusammenarbeit liegt? Dieser Artikel führt Sie weg von der reinen Technologie-Diskussion und hin zu den eigentlichen Hebeln einer erfolgreichen Transformation. Wir beleuchten, warum die alleinige Verantwortung beim IT-Leiter ein strategischer Fehler ist, wie eine radikale Kundenorientierung als Kompass dient und warum die Investition in Ihr kulturelles Betriebssystem die höchste Rendite verspricht. Sie erhalten eine Roadmap, die Ihnen hilft, die digitale Transformation nicht als Bedrohung, sondern als größte Chance zur ganzheitlichen Erneuerung Ihres Unternehmens zu begreifen.
Für alle, die einen schnellen Überblick im Videoformat bevorzugen: Das folgende Gespräch fasst die Kernherausforderungen und Denkansätze der digitalen Transformation prägnant zusammen und ergänzt die strategischen Überlegungen dieses Artikels.
Um die digitale Transformation erfolgreich zu meistern, müssen wir sie als eine Reise verstehen, die an verschiedenen, strategisch entscheidenden Punkten ansetzt. Die folgenden Abschnitte bieten einen klaren Wegweiser durch die zentralen Handlungsfelder – von der richtigen Rollenverteilung über die Kundenfokussierung bis hin zur Vorbereitung auf zukünftige technologische Wellen.
Inhalt: Ihr strategischer Leitfaden zur unternehmerischen Erneuerung
- Warum Ihr IT-Leiter die digitale Transformation nicht alleine stemmen kann (und auch nicht sollte)
- Beginnen Sie beim Kunden, nicht bei der Technologie: Wie eine radikale Kundenorientierung Ihre digitale Transformation leitet
- Reißen Sie die Mauern ein: Warum die digitale Transformation ohne eine agile und vernetzte Organisationskultur scheitert
- Daten sind das neue Öl: Wie Sie eine Datenstrategie entwickeln, die Ihrem Unternehmen einen echten Wettbewerbsvorteil verschafft
- Die Angst vor dem Neuen nehmen: Wie Sie Ihre Mitarbeiter zu aktiven Gestaltern der digitalen Transformation machen
- Technologie ist einfach, Menschen sind schwer: Warum die digitale Transformation in erster Linie eine kulturelle Herausforderung ist
- Bauchgefühl oder Big Data: Wie Sie lernen, Daten wirklich zu verstehen und für bessere Entscheidungen zu nutzen
- Disruption oder Chance: Wie Sie Ihr Unternehmen auf die nächste Welle technologischer Veränderung vorbereiten und sie für sich nutzen
Warum Ihr IT-Leiter die digitale Transformation nicht alleine stemmen kann (und auch nicht sollte)
Der erste Impuls vieler Geschäftsführer ist es, die „Digitalisierung“ als Paket an die IT-Abteilung zu übergeben. Das ist verständlich, aber ein strategischer Fehler. Die digitale Transformation ist keine reine Technologie-Implementierung; sie ist eine Neuausrichtung des gesamten Geschäftsmodells. Sie erfordert fundamentale Entscheidungen über Märkte, Kunden, Produkte und die Art und Weise, wie Wert geschaffen wird. Solche Entscheidungen können und dürfen nicht allein in der IT getroffen werden. Sie gehören auf die Agenda der Geschäftsführung.
Die Rolle des IT-Leiters oder CIO wandelt sich vom reinen Technologiemanager zum strategischen Partner. Seine Aufgabe ist es, die technologischen Möglichkeiten aufzuzeigen, die zur Erreichung der neuen Geschäftsziele notwendig sind. Er ist der Architekt der technischen Infrastruktur, aber nicht der Architekt der Unternehmensstrategie. Wenn die Transformation allein bei der IT liegt, verkommt sie zu einem Optimierungsprojekt bestehender Prozesse. Es werden vielleicht neue Tools eingeführt, aber die grundlegende Denkweise und die Wertschöpfung des Unternehmens ändern sich nicht. Die Erkenntnis ist zwar weit verbreitet, denn laut Studien sehen 95% der deutschen Unternehmen in der Digitalisierung eine Chance, doch die Umsetzung scheitert oft an der falschen Rollenverteilung.
Eine erfolgreiche Transformation erfordert ein funktionsübergreifendes Team, das direkt an die Geschäftsführung berichtet. Dieses Team muss die Autorität haben, abteilungsübergreifende Veränderungen anzustoßen und etablierte Prozesse in Frage zu stellen. Der IT-Leiter ist ein unverzichtbarer Teil dieses Teams, aber die Führung muss von der Unternehmensspitze kommen, die die Vision klar kommuniziert und die strategische Richtung vorgibt.
Beginnen Sie beim Kunden, nicht bei der Technologie: Wie eine radikale Kundenorientierung Ihre digitale Transformation leitet
Die häufigste Falle bei Digitalisierungsprojekten ist die Nabelschau: Unternehmen konzentrieren sich auf interne Prozesse und die Technologie, die diese optimieren soll. Sie fragen: „Wie können wir schneller/effizienter/billiger werden?“ Die wirklich transformative Frage lautet jedoch: „Wie können wir für unsere Kunden relevanter/wertvoller/unverzichtbarer werden?“ Eine echte Transformation beginnt immer mit einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse, Probleme und Wünsche des Kunden. Die Technologie ist lediglich das Werkzeug, um diese Bedürfnisse besser zu erfüllen.
Dieser Ansatz, auch als Customer Centricity bekannt, stellt den Kunden in den Mittelpunkt jeder strategischen Überlegung. Methoden wie Customer Journey Mapping helfen dabei, jeden einzelnen Kontaktpunkt (Touchpoint) des Kunden mit dem Unternehmen zu analysieren und zu optimieren. Wo erlebt der Kunde Frustration? Wo gibt es ungenutzte Potenziale für ein positives Erlebnis? Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, kommt die Technologie ins Spiel – als Mittel zum Zweck. Dieses Prinzip unterstreicht auch DocuSign Deutschland in seinem Blogbeitrag zur digitalen Transformation:
Bei der digitalen Transformation geht es nicht nur um Digitalisierung. Papierbasierte Abläufe durch Online-Prozesse zu ersetzen, ist nur der Anfang. Um sich wirklich digital zu transformieren, müssen Unternehmen ihre Kunden und deren Bedürfnisse in den Vordergrund stellen.
– DocuSign Deutschland, DocuSign Blog zur digitalen Transformation
Die konsequente Ausrichtung auf den Kunden verändert alles. Sie zwingt Unternehmen, über Abteilungsgrenzen hinweg zu denken und zu handeln. Marketing, Vertrieb, Service und Produktentwicklung müssen nahtlos zusammenarbeiten, um ein konsistentes und begeisterndes Kundenerlebnis zu schaffen. Die digitale Transformation wird so vom internen Effizienzprojekt zu einer extern ausgerichteten Wachstumsstrategie.

Die Visualisierung der Kundenreise, wie im Bild dargestellt, ist ein entscheidender Schritt. Sie macht die abstrakten Bedürfnisse greifbar und schafft eine gemeinsame Basis für alle Abteilungen, um Innovationen zu entwickeln, die dem Kunden wirklich dienen. So wird sichergestellt, dass Investitionen in Technologie direkt auf die Verbesserung der Kundenbeziehung einzahlen.
Reißen Sie die Mauern ein: Warum die digitale Transformation ohne eine agile und vernetzte Organisationskultur scheitert
Sie können die beste kundenorientierte Strategie und die modernste Technologie haben – wenn Ihre Organisation in starren Silos verharrt, wird die Transformation scheitern. Traditionelle Unternehmen sind oft in funktionalen Abteilungen organisiert, die nebeneinanderher arbeiten und um Budgets und Ressourcen konkurrieren. Dieses Silodenken ist das größte Gift für die Agilität und Innovationskraft, die im digitalen Zeitalter überlebenswichtig sind. Die Dringlichkeit wird von vielen erkannt: Laut einer Studie sehen 82% der KMUs die digitale Transformation als überlebenswichtig an, doch oft blockiert die interne Struktur den Fortschritt.
Die digitale Transformation erfordert eine vernetzte Organisation, in der funktionsübergreifende Teams schnell und autonom an Lösungen arbeiten können. Es geht darum, eine agile und kollaborative Kultur zu etablieren, in der Wissen geteilt, offen kommuniziert und gemeinsam an Zielen gearbeitet wird. Das bedeutet, Hierarchien abzubauen und Führungskräfte zu Coaches und Wegbereitern zu machen, anstatt zu reinen Kontrolleuren. Es erfordert Mut, Kontrolle abzugeben und Teams zu befähigen, eigene Entscheidungen zu treffen und aus Fehlern zu lernen.
Gerade im deutschen Mittelstand, wo der Betriebsrat eine wichtige Rolle spielt, ist eine partnerschaftliche Herangehensweise entscheidend. Der Betriebsrat darf nicht als Bremser, sondern muss als strategischer Partner für die Gestaltung der neuen Arbeitswelt gewonnen werden. Eine offene Kommunikation und die frühzeitige Einbindung sind hier der Schlüssel zum Erfolg, um die notwendigen Veränderungen gemeinsam zu tragen und die Belegschaft mitzunehmen.
Ihr Plan zur agilen Transformation unter Einbindung des Betriebsrats
- Frühzeitige Einbindung des Betriebsrats als strategischer Partner, nicht als Verhinderer, um gemeinsam die Vision zu gestalten.
- Gemeinsame Definition neuer Arbeitsmodelle für mobiles Arbeiten und flexible, funktionsübergreifende Teams.
- Etablierung eines zentralen Transformation Office mit Vertretung des Betriebsrats zur Steuerung der Veränderungsprozesse.
- Schaffung psychologischer Sicherheit, um eine Kultur des Experimentierens und des Lernens aus Fehlern zu fördern.
- Implementierung von Formaten wie Reverse Mentoring, um den Austausch zwischen Digital Natives und erfahrenen Führungskräften zu stärken.
Daten sind das neue Öl: Wie Sie eine Datenstrategie entwickeln, die Ihrem Unternehmen einen echten Wettbewerbsvorteil verschafft
Der Satz „Daten sind das neue Öl“ ist zu einem Klischee verkommen. Doch wie bei den meisten Klischees steckt ein wahrer Kern darin: Daten sind der Rohstoff für fundierte Entscheidungen, neue Geschäftsmodelle und personalisierte Kundenerlebnisse. Die bloße Ansammlung von Daten (Big Data) bringt jedoch keinen Wert. Der Wert entsteht erst durch eine durchdachte Datenstrategie, die festlegt, welche Daten gesammelt, wie sie analysiert und wie die daraus gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Geschäftsentscheidungen umgesetzt werden.
Viele Unternehmen sammeln unzählige Daten, wissen aber nicht, wie sie diese nutzen sollen. Eine Datenstrategie muss daher direkt an die Unternehmensstrategie gekoppelt sein. Sie beantwortet Fragen wie: Welche Entscheidungen wollen wir datenbasiert treffen? Welche Kundenerlebnisse wollen wir verbessern? Welche neuen Dienstleistungen können wir auf Basis unserer Daten entwickeln? Ein entscheidender Aspekt für deutsche und europäische Unternehmen ist dabei die Daten-Souveränität. Initiativen wie Gaia-X zielen darauf ab, eine sichere und souveräne Dateninfrastruktur zu schaffen, die es Unternehmen ermöglicht, Daten mit Partnern zu teilen, ohne die Kontrolle abzugeben. Wie das Bundeswirtschaftsministerium hervorhebt, bieten Technologien wie Blockchain im Rahmen solcher Initiativen enorme Potenziale, um sichere und dezentrale Datenräume zu schaffen.
Der Weg zum datengetriebenen Unternehmen ist ein Reifeprozess. Er beginnt bei der reinen Beschreibung der Vergangenheit und führt über die Diagnose von Ursachen hin zur Vorhersage zukünftiger Ereignisse und schließlich zur präskriptiven Analyse, die konkrete Handlungsempfehlungen gibt.
Die folgende Tabelle, basierend auf dem Reifegradmodell des IPH Hannover, illustriert diesen Weg und zeigt, wie der Geschäftswert mit jeder Stufe steigt. Sie dient als Orientierung, um den eigenen Stand zu bestimmen und die nächsten Schritte zu planen.
| Reifegrad | Charakteristik | Beispiel Produktion | Geschäftswert |
|---|---|---|---|
| 1. Deskriptiv | Was ist passiert? | Ausfallrate von Maschine X: 5% | Transparenz schaffen |
| 2. Diagnostisch | Warum ist es passiert? | Ursache: Verschleiß nach 1000 Betriebsstunden | Probleme verstehen |
| 3. Prädiktiv | Was wird passieren? | Ausfall in 72 Stunden wahrscheinlich | Proaktiv handeln |
| 4. Präskriptiv | Was soll getan werden? | Wartung in 48h durchführen, Teil X austauschen | Optimale Entscheidungen |
Die Angst vor dem Neuen nehmen: Wie Sie Ihre Mitarbeiter zu aktiven Gestaltern der digitalen Transformation machen
Die größte Hürde für die digitale Transformation ist selten die Technologie, sondern oft der Mensch. Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, Unsicherheit im Umgang mit neuen Tools oder die Befürchtung, nicht mehr mitzukommen – diese Sorgen sind real und müssen ernst genommen werden. Eine Transformation, die über die Köpfe der Mitarbeiter hinweg entschieden wird, ist zum Scheitern verurteilt. Der Schlüssel liegt darin, die Mitarbeiter von Betroffenen zu Beteiligten und aktiven Gestaltern des Wandels zu machen. Dies ist umso wichtiger, als dass laut einer Bitkom-Studie 74% der Mittelständler den Fachkräftemangel als größte Hürde für die Digitalisierung sehen. Die Entwicklung der eigenen Belegschaft ist also keine Option, sondern eine Notwendigkeit.
Dies erfordert eine massive Investition in Kommunikation, Qualifizierung und eine Kultur der psychologischen Sicherheit. Die Vision der Transformation muss klar und nachvollziehbar kommuniziert werden: Was ist das Ziel? Warum ist dieser Wandel notwendig? Und welche Rolle spielt jeder Einzelne dabei? Gleichzeitig müssen konkrete Lern- und Entwicklungspfade angeboten werden, die die Mitarbeiter befähigen, die neuen Anforderungen zu meistern. Dies geht weit über klassische Schulungen hinaus.
Innovative Formate wie Reverse Mentoring, bei denen jüngere, digital-affine Mitarbeiter ihr Wissen an erfahrene Kollegen und Führungskräfte weitergeben, können Brücken bauen und den Austausch zwischen den Generationen fördern. So wird Lernen zu einem integralen Bestandteil der täglichen Arbeit und die Transformation zu einem gemeinsamen Projekt. Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der Neugier gefördert und Experimentieren erlaubt ist – auch wenn nicht jedes Experiment sofort zum Erfolg führt.

Die Interaktion zwischen den Generationen, wie sie im Bild symbolisiert wird, ist ein starker Motor für den Kulturwandel. Erfahrene Mitarbeiter bringen unschätzbares Prozess- und Kundenwissen mit, während jüngere Kollegen oft intuitiver mit digitalen Werkzeugen umgehen. Die Kombination dieser Stärken schafft ein enormes Innovationspotenzial und baut Ängste auf beiden Seiten ab.
Technologie ist einfach, Menschen sind schwer: Warum die digitale Transformation in erster Linie eine kulturelle Herausforderung ist
Man kann agile Methoden einführen, Open-Space-Büros einrichten und die neuesten Kollaborationstools installieren – wenn sich die grundlegende Haltung und die Werte des Unternehmens nicht ändern, bleibt alles nur Fassade. Die digitale Transformation ist zu 80 % eine kulturelle Herausforderung und nur zu 20 % eine technologische. Das „kulturelle Betriebssystem“ eines Unternehmens – die ungeschriebenen Regeln, wie man miteinander umgeht, Entscheidungen trifft und auf Fehler reagiert – ist der mächtigste Hebel für oder gegen den Wandel.
Eine digitale Kultur zeichnet sich durch Offenheit, Transparenz, Experimentierfreude und eine gesunde Fehlerkultur aus. Sie ersetzt starre Planung durch iterative Zyklen, Top-Down-Anweisungen durch dezentrale Verantwortung und Perfektionsanspruch durch schnelles Lernen. Dies ist oft ein schmerzhafter Prozess für traditionell geprägte Unternehmen, in denen „deutsche Gründlichkeit“ und die Vermeidung von Fehlern tief verankert sind. Doch gerade diese Gründlichkeit kann, neu interpretiert, zum Vorteil werden. Das Beispiel Audi zeigt, wie ein etablierter deutscher Hersteller seine Ingenieurskunst nutzt, um nicht nur in den Elektromarkt einzusteigen, sondern auch die Digitalisierung durch vernetzte Fahrzeuge konsequent voranzutreiben. Die Stärke liegt hier in der klaren Vision und der systematischen Umsetzung.
Der Kulturwandel muss von der obersten Führungsebene vorgelebt werden. Wenn Führungskräfte weiterhin nur auf Zahlen und Kontrolle setzen, werden Mitarbeiter nicht den Mut haben, Risiken einzugehen. Wenn Fehler bestraft werden, wird niemand experimentieren. Führung im digitalen Zeitalter bedeutet, eine Vision zu vermitteln, den Rahmen zu setzen und dann dem Team das Vertrauen und die Ressourcen zu geben, den besten Weg zu finden. Es ist ein Wandel vom „Command and Control“ zum „Servant Leadership“, bei dem die Führungskraft primär dafür verantwortlich ist, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit ihr Team erfolgreich sein kann.
Bauchgefühl oder Big Data: Wie Sie lernen, Daten wirklich zu verstehen und für bessere Entscheidungen zu nutzen
In vielen traditionellen Unternehmen werden Entscheidungen immer noch stark vom Bauchgefühl und der Erfahrung langjähriger Führungskräfte geprägt. Diese Intuition ist wertvoll, aber im digitalen Zeitalter nicht mehr ausreichend. Die schiere Menge an verfügbaren Daten bietet die Chance, Entscheidungen auf eine viel solidere, faktenbasierte Grundlage zu stellen. Die Herausforderung besteht darin, aus dem Rauschen der Daten die relevanten Signale herauszufiltern und sie in verständliche Erkenntnisse zu übersetzen. Schon 2016 wurden laut Bundesnetzagentur in Deutschland monatlich mehr als 22,5 Milliarden Gigabyte Daten übertragen – eine Zahl, die heute exponentiell höher ist.
Datenkompetenz bedeutet nicht, dass jeder Manager zum Datenwissenschaftler werden muss. Es bedeutet jedoch, dass Führungskräfte lernen müssen, die richtigen Fragen zu stellen, die Ergebnisse von Analysen kritisch zu hinterfragen und die Grenzen von Daten zu verstehen. Es geht darum, eine Brücke zu bauen zwischen der Geschäftswelt und der Welt der Datenanalyse. Hier entsteht eine neue, entscheidende Rolle: der „Data Translator“. Diese Person versteht sowohl die strategischen Geschäftsfragen als auch die Möglichkeiten der Datenanalyse und kann zwischen beiden Welten vermitteln. Sie hilft dem Management, Hypothesen zu formulieren, die datenbasiert überprüft werden können, und übersetzt die komplexen Ergebnisse der Analysten in konkrete Handlungsempfehlungen.
Der Aufbau dieser Kompetenz ist ein zentraler Baustein der Transformation. Er erfordert die Bereitschaft, das eigene „Bauchgefühl“ durch Daten herausfordern zu lassen und Entscheidungen transparent und nachvollziehbar zu begründen. Ziel ist nicht, die Intuition abzuschaffen, sondern sie durch Fakten zu schärfen und zu validieren. So entsteht eine lernende Organisation, die ihre Entscheidungsqualität kontinuierlich verbessert und sich schneller an veränderte Marktbedingungen anpassen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Die digitale Transformation ist eine Aufgabe der Geschäftsführung, keine reine IT-Angelegenheit.
- Stellen Sie den Kunden radikal in den Mittelpunkt, um Innovationen zu schaffen, die echten Wert bieten.
- Eine offene, vernetzte und agile Unternehmenskultur ist die wichtigste Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg.
Disruption oder Chance: Wie Sie Ihr Unternehmen auf die nächste Welle technologischer Veränderung vorbereiten und sie für sich nutzen
Die digitale Transformation ist kein einmaliges Projekt mit einem klaren Ende. Sie ist ein Zustand permanenter Veränderung. Technologien wie künstliche Intelligenz, Blockchain und das Internet der Dinge entwickeln sich in rasantem Tempo weiter und werden neue Wellen der Disruption auslösen. Wie Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums, schon 2016 sagte:
Wir stehen am Rande einer technischen Revolution, die unsere Art zu leben, zu arbeiten und miteinander umzugehen, grundlegend verändern wird. In ihrem Ausmaß, ihrer Reichweite und ihrer Komplexität wird es sich bei dieser Transformation um eine noch nie erlebte Erfahrung handeln.
– Klaus Schwab, World Economic Forum 2016
Für Unternehmen, insbesondere in Deutschland, das im internationalen Vergleich beim Digitalisierungsgrad hinterherhinkt, bedeutet dies: Wer jetzt nicht die Grundlagen für kontinuierliche Erneuerung schafft, wird von der nächsten Welle überrollt. Die Fähigkeit zur Anpassung und Transformation muss zur Kernkompetenz werden. Das erfordert eine Organisation, die in der Lage ist, neue technologische Trends frühzeitig zu erkennen („Sensing“), schnell Prototypen zu entwickeln und zu testen („Seizing“) und bei Bedarf ihr gesamtes Geschäftsmodell flexibel anzupassen („Reconfiguring“).
Die digitale Transformation als ganzheitliche, unternehmerische Erneuerung zu begreifen, ist daher die beste Versicherung für die Zukunft. Indem Sie eine kundenorientierte, agile und datengetriebene Kultur etablieren, schaffen Sie ein Unternehmen, das nicht nur auf die heutige digitale Welt, sondern auch auf die unbekannten Herausforderungen von morgen vorbereitet ist. Sie wandeln die Bedrohung durch Disruption in eine strategische Chance zur kontinuierlichen Stärkung Ihrer Marktposition um. Es ist ein anspruchsvoller Weg, aber der einzige, der nachhaltig zum Erfolg führt.
Beginnen Sie noch heute damit, die digitale Transformation nicht länger als Technologieprojekt, sondern als Ihre wichtigste unternehmerische Aufgabe zu betrachten. Analysieren Sie Ihre Organisation, befähigen Sie Ihre Mitarbeiter und gestalten Sie aktiv die Zukunft Ihres Unternehmens.